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Chancen für deutsche Unternehmen

  • Der russische Markt bietet große Chancen, aber auch einige Risiken. Während die Position Russlands im Doing-Business-Report der Weltbank stetig steigt, steht das Land weiterhin unter politischem (und anderem) Druck
  • Russland nutzt aktiv das Instrument der Sonderwirtschaftszonen (SWZ), um Investitionen in Sektoren anzuziehen, die die Regierung für strategisch wichtig hält. Die Einwohner erhalten zahlreiche Vergünstigungen, müssen aber auch bestimmte Bedingungen erfüllen.

Investitionen in Russland


Der russische Markt entwickelt sich dynamisch, Neueinsteiger müssen aber auch Risiken einkalkulieren. (Foto: AHK)

Russlands größte Schwierigkeit sind zweifellos die Sanktionen. Die im Zuge der Krim- und Ukrainekrise verhängten Strafmaßnahmen des Westens, aber auch die russischen Gegenmaßnahmen – wie das Embargo für westliche Lebensmittel – haben die russische Wirtschaft schwer getroffen. Der Rubel ist abgestürzt, die Inflation nach oben geschnellt. Mit hohen Leitzinsen versuchte die Zentralbank die Wogen zu glätten und würgte nebenbei das schwache Wirtschaftswachstum weiter ab. Kaufkraft und Konsumlust der Russen haben in den vergangenen fünf Jahren rapide abgenommen. Größtes Problem an den Sanktionen ist allerdings die Unsicherheit, die sie verursachen.

Dabei hat Moskau einiges getan, um sein Image aufzubessern. Bürokratische Hürden wurden abgebaut, Genehmigungsverfahren erleichtert. Die Korruption ist lange noch nicht ausgerottet, wird aber von westlichen Geschäftsleuten heute nicht mehr als ein so starkes Problem wahrgenommen wie in der Vergangenheit, wozu auch der verstärkte Einsatz elektronischer Kommunikations- und Hilfsmittel beigetragen hat. Beim Thema Internet und Mobilfunk ist Russland Europa teilweise voraus. Zudem bietet Russland traditionell ein hohes Ausbildungsniveau. Auch der niedrige Rubelkurs ist an sich günstig für einen Geschäftsaufbau in Russland.

Stattdessen haben sich Protektionsmaßnahmen der russischen Regierung zunehmend zum Hindernis entwickelt. Für erfolgreiche Geschäfte in Russland ist zudem die Kenntnis der Marktspezifik, der Landessprache und kultureller Unterschiede wichtig.

Sonderwirtschaftszonen

Die Ansiedlung in einer Sonderwirtschaftszone bietet zahlreiche Vorteile: Die Infrastruktur ist meist schon gut ausgebaut, die Vermögens- und Gewinnsteuer sind entweder auf Null oder auf einen sehr geringen Prozentsatz abgesenkt. Teilweise gelten geringere Zollsätze für die Einfuhr von Anlagen, Maschinen und Ersatzteilen. Auch die Beschäftigung ausländischer Spezialisten ist durch vereinfache Visaregelungen erleichtert.

Derzeit gibt es in Russland 25 Sonderwirtschaftszonen (SWZ). Aufgeteilt sind sie in vier Typen: Industrieparks, in denen sich vor allem Produktionsbetriebe ansiedeln. Innovationsparks, die der forcierten Entwicklung bestimmter Technologien – wie Nano- und Biotechnologien, Elektronik oder IT – dienen. Hafenzonen, die von den durch Russland führenden internationalen Transitkorridoren profitieren sollen, und touristische Sonderwirtschaftszonen, in denen der Aufbau von Hotels und Infrastruktur gefördert wird.

Insgesamt haben sich in den russischen SWZ mehr als 650 Unternehmen aus fast 40 Ländern angesiedelt, die mehr als 28.000 Menschen beschäftigen. Trotzdem hat sich die Schaffung der SWZ aus finanzieller Sicht für den russischen Haushalt nicht als besonders effizient erwiesen. So wurde zwischen 2006 und 2016 mehr als dreimal soviel in den Aufbau der SWZ investiert, als am Ende an Zoll- und Steuereinnahmen generiert wurden.