In Deutschland wurden 2017 28,3 Millionen Tonnen Haushaltsabfälle produziert. Damit produziert jeder Deutsche pro Jahr 462 Kilogramm Müll. Knapp ein Drittel davon wird als Wertstoff erfasst. Zum Vergleich: In der Europäischen Union fallen durchschnittlich 502 Kilogramm Abfall pro Einwohner und in Russland 400 Kilogramm pro Einwohner an.
Prozentuale Zusammensetzung Haushaltsabfälle.
Insgesamt gehen 12,3 Millionen Tonnen Abfall (ca. 43%) in die Wertstofftonne. Davon ist fast die Hälfte Papier. Bei Papier und Glas sind auch die Recyclingquoten in Deutschland am besten, während Kunststoff immer noch zu mehr als der Hälfte energetisch verwertet wird – sprich zur Strom- und Wärmeversorgung in die Müllverbrennungsanlage wandert.
Sekundärrohstoffe in Deutschland nach Art (in Prozent)
Die Müllabfuhr ist aber erst der erste Schritt eines langen Wegs zur Wiederverwertung der Abfallressourcen. Eine wichtige Rolle im weiteren Prozess spielen die Sortieranlagen. Mehr als 1.100 Sortier- und Aufbereitungsanlagen gibt es in Deutschland. Darin werden aus Gewerbeabfällen und Hausmüll Wertstoffe wie Papier, Glas, Metall oder Kunststoffe für den weiteren Recyclingprozess herausgefiltert.
Die Verwertung von Altpapier und Glas gelingt mit den vorhandenen Kapazitäten fast vollständig. So werden inzwischen 17 Millionen Tonnen Altpapier für die Papierproduktion eingesetzt. Das entspricht 75 Prozent. 2020 und 2021 sollen die Verarbeitungskapazitäten noch einmal um 1,5 und zwei Millionen Tonnen steigen. Glas lässt sich ebenfalls leicht recyceln. Scherben werden deshalb von fast allen Glasproduzenten gern zur Neuherstellung von Glas genutzt. In Deutschland werden pro Jahr rund zwei Millionen Tonnen Recyclingglas gesammelt, zumeist alte Flaschen und Gläser. Dieses Behälterglas wird nach Angaben des Umweltministeriums zu über 85 Prozent wiederverwendet. Dazu muss es aber nach Farben – Weiß- Braun- oder Grünglas – vorsortiert sein. Aber auch Altglas, das nicht dem nötigen Reinheitsgrad entspricht, kann wiederverarbeitet werden. Deutschlandweit gibt es dafür zehn Aufbereitungsanlagen. Metalle sind ebenfalls begehrt und werden daher von der Industrie in großem Maßstab wiederverarbeitet. 750 Schredderanlagen und Schrottscheren und weitere 1.250 Demontagebetriebe für Altfahrzeuge kümmern sich darum, dass alte Autos, Waschmaschinen und Kühlschränke ein zweites Leben erhalten. Die meisten Anlagen stehen auch hier in NRW.
Ein wichtiges Recycle-Gut sind auch die Bioabfälle. Etwas mehr als 14 Millionen Tonnen Bioabfälle werden in Deutschland getrennt erfasst. Davon gehen 7,5 Millionen in die über 800 Kompostierungsanlagen in Deutschland, die daraus dann wieder Kompost und Torf für Landwirtschaft und Gartenbau herstellen. Stark gewachsen sind in den vergangenen Jahren die Kapazitäten bei der Vergärung von Bioabfällen: Inzwischen gibt es deutschlandweit rund 300 Vergärungsanlagen, die 6,6 Millionen Tonnen Bioabfälle verarbeiten und daraus Biogas und ebenfalls für die Landwirtschaft nutzbare Gärrückstände produzieren.
68 Müllverbrennungsanlagen (MVA) mit einer Kapazität von 20 Millionen Tonnen gibt es in Deutschland. Daneben wird in Kohlekraftwerken und Industrieanlagen eine Müllmitverbrennung betrieben. Die Gesamtkapazität beläuft sich damit auf 25 Millionen Tonnen.
Haushaltsmüll soll in Deutschland nicht mehr eingelagert werden. Dennoch gibt es landesweit noch 1.082 Deponien. Hier werden vor allem Industrieabfälle und Bauschutt entsorgt.
In Deutschland war die Entsorgung lange Zeit Aufgabe der öffentlichen Fürsorge. Städte und Gemeinden hatten eigene kommunale Unternehmen für die Abfallbeseitigung gegründet. Als Anfang der 90er Jahre das Duale System (Aufteilung aller Haushaltsabfälle in 2 Ströme – wiederverwertbar und nicht wiederverwertbar) geschaffen wurde, stieg die Rolle privater Anbieter in der Abfallwirtschaft deutlich.
In der jüngsten Vergangenheit geht der Trend allerdings wieder zu den kommunalen Entsorgern. So ist die Anzahl der Gemeinden, die von kommunalen Entsorgern bedient werden, von 36 auf 46 Prozent gestiegen. Bei den Privathaushalten werden Untersuchungen zufolge gar 62 Prozent von den gebührenfinanzierten städtischen Betrieben entsorgt, da gerade Großstädte oft noch eigene Betriebe in der Branche unterhalten.
Laut der Statistikbehörde sind in Deutschland 1.548 Unternehmen mit rund 155.000 Beschäftigten in der Entsorgungswirtschaft aktiv. 2017 lag der Umsatz der Branche demnach bei 35,9 Milliarden Euro. Ungefähr ein Drittel entfällt dabei jeweils auf die Einsatzgebiete Recycling, Abfallsammlung und Abfallbehandlung beziehungsweise –beseitigung. Die meisten Betriebe haben sich auf einzelne Aspekte der Entsorgung spezialisiert. Es gibt aber auch Palettenanbieter.
Der mit Abstand größte Konzern in der Abfallbranche Deutschlands ist dabei Remondis. Das im Bereich Recycling, Wasserwirtschaft und kommunale Dienstleistungen aktive Unternehmen erzielt jährlich einen Umsatz von über sieben Milliarden Euro. Das ist mehr als die größten privat geführten Konkurrenten zusammen erwirtschaften. Remondis ist in Deutschland fast flächendeckend aktiv und bietet praktisch auch die gesamte Bandbreite von Recyclingmöglichkeiten an, sei es Papier und Holz, die Wiederverarbeitung von Schrott und Nichteisenmetallen, von Bauschutt, aber auch Kunststoffen.
Das Remondis Lippewerk kann pro Jahr 100.000 Tonnen an alten Elektronikgeräten recyceln. (Foto: Remondis)
Insgesamt verwertet Remondis eigenen Angaben nach pro Jahr etwa 30 Millionen Tonnen an Wertstoffen. Dabei umfassen die Geschäftsfelder sowohl den Transport und die Logistik der Abfälle, als auch die Sortierung und anschließende Wiederverarbeitung. Zudem ist der Konzern auch in der Energiegewinnung aus Abfällen tätig.
Ein weiterer großer Anbieter ist die Alba Group mit Sitz in Berlin und rund zwei Milliarden Euro Umsatz. Der Konzern bietet im Bereich Recycling ebenfalls die ganze Palette von Stahl und Elektroschott bis zu Holz, Papier, Glas und Kunststoffen an. Wichtiger Teil der Gruppe ist der Anbieter dualer Systeme Interseroh (in Deutschland kann ein Hersteller von verpackten Waren mit einem der neun Dienstleister des dualen Systems zusammenarbeiten und dessen Aktivitäten zur Sammlung, Sortierung und Verwertung gebrauchter Verpackungen mitfinanzieren).
Insgesamt gibt es derzeit acht Anbieter von Dualen Systemen, die für die Entsorgung von Verpackungsabfällen zuständig sind. Nach einer Studie der Zentralen Stelle Verpackungsregister (ZSVR) ist hier der mit Abstand größte Anbieter Der Grüne Punkt – Duales System Deutschland GmbH. Stand 1. Januar 2019 hatte das Unternehmen bei der Abnahme von Papier, Pappe und Kartons einen Marktanteil von 36,01 Prozent, bei Leichtverpackungen 31,47 Prozent und bei Glas immerhin noch 30,71 Prozent. Die starke Marktstellung des Unternehmens lässt sich geschichtlich leicht erklären, immerhin war der Grüne Punkt vor etwa 30 Jahren das erste in Deutschland entwickelte System zur Entsorgung von Verpackungen und wird von vielen Deutschen noch heute als das Markenzeichen der Branche betrachtet.
Inzwischen haben die Wettbewerber aber deutlich aufgeholt. BellandVision GmbH und die Interseroh Dienstleistungs GmbH haben stark an Marktanteilen hinzugewonnen. BellandVision, ein Tochterunternehmen der französischen Suez Environment, ist dabei besonders im Bereich Glasentsorgung stark und ist mit einem Anteil 34,26 Prozent hier sogar führend, während es bei Leichtverpackungen (17,87 Prozent) und Papier (12,9 Prozent) auf Platz drei liegt, während Interseroh hier 14,5 Prozent der Papierabfälle, 16,2 Prozent von Altglas und 23,83 Prozent der Leichtverpackungen entsorgt.